Polarlichter in Österreich: Entstehung, K-Index und Beobachtungstipps

📅 13. November 2025, 02:35 Uhr ✍️ Mag. David Kaufmann 📚 Wetterwissen ⏱️ 10 Min. Lesezeit

Polarlichter – auch Aurora Borealis oder auf der Nordhalbkugel einfach "Nordlichter" genannt – sind eines der faszinierendsten Naturphänomene. Was früher in Österreich als Jahrhundert-Ereignis galt, wird durch die zunehmende Sonnenaktivität häufiger beobachtbar. Dieser umfassende Leitfaden erklärt, wie Polarlichter entstehen, wann sie in unseren Breiten sichtbar sind und wie Sie Ihre Beobachtungschancen maximieren können.

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Die Bezeichnung: Polarlichter auf der Nordhalbkugel

Auf der Nordhalbkugel werden Polarlichter korrekt als Aurora Borealis oder im deutschen Sprachgebrauch als Polarlichter bezeichnet. Der Begriff "Nordlichter" ist ebenfalls gebräuchlich, da sie vom magnetischen Nordpol ausgehen. Auf der Südhalbkugel spricht man entsprechend von Aurora Australis oder Südlichtern. In Österreich verwenden wir üblicherweise den Begriff Polarlichter, da dieser wissenschaftlich präzise und allgemein verständlich ist.

Wie entstehen Polarlichter? Die Physik dahinter

Polarlichter entstehen durch ein faszinierendes Zusammenspiel zwischen der Sonne und dem Erdmagnetfeld:

  1. Sonneneruptionen und koronale Massenauswürfe (CME): Die Sonne schleudert bei Eruptionen geladene Teilchen (hauptsächlich Elektronen und Protonen) mit Geschwindigkeiten von 300 bis über 1000 km/s ins All. Diese Teilchenwolken werden als Sonnenwind bezeichnet.
  2. Reise zur Erde: Die geladenen Teilchen benötigen je nach Geschwindigkeit zwischen 15 Stunden und mehreren Tagen, um die etwa 150 Millionen Kilometer zur Erde zurückzulegen.
  3. Interaktion mit dem Erdmagnetfeld: Das Magnetfeld der Erde lenkt die meisten Teilchen ab. Ein Teil wird jedoch zu den magnetischen Polen geleitet, wo das Magnetfeld senkrecht in die Atmosphäre eintritt.
  4. Kollision mit Atmosphärengasen: In Höhen zwischen 100 und 400 Kilometern kollidieren die Sonnenteilchen mit Sauerstoff- und Stickstoffatomen. Diese werden dabei angeregt und geben beim Zurückfallen in den Grundzustand Licht ab.

Die charakteristischen Farben entstehen durch verschiedene Gase in unterschiedlichen Höhen:

  • Grün (557,7 nm): Sauerstoff in etwa 100-300 km Höhe – die häufigste Farbe
  • Rot (630 nm): Sauerstoff in großer Höhe über 300 km
  • Blau/Violett: Stickstoff in etwa 100 km Höhe
  • Rosa/Pink: Mischung aus rotem Sauerstoff und blauem Stickstoff

Der K-Index: Die Messgröße für geomagnetische Aktivität

Der K-Index (oder planetarischer Kp-Index) ist die wichtigste Kennzahl zur Vorhersage von Polarlichtern. Er misst die Störungen im Erdmagnetfeld auf einer Skala von 0 bis 9:

Kp-Wert Aktivität Sichtbarkeit südlichste Breite
Kp 0-2 Ruhig Nur Polarregionen (>65°N)
Kp 3-4 Unruhig bis aktiv Skandinavien, Island (60°N)
Kp 5 Kleiner Sturm (G1) Norddeutschland, Dänemark (55°N)
Kp 6 Mäßiger Sturm (G2) Mitteldeutschland (52°N)
Kp 7 Starker Sturm (G3) Österreich, Schweiz (47°N)
Kp 8 Schwerer Sturm (G4) Norditalien, Südfrankreich (45°N)
Kp 9 Extremer Sturm (G5) Mittelmeerraum (40°N)
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Die G-Skala: Klassifizierung geomagnetischer Stürme

Die von der NOAA entwickelte G-Skala (Geomagnetic Storm Scale) kategorisiert geomagnetische Stürme nach ihrer Intensität und potenziellen Auswirkungen:

G1 - Kleiner Sturm (Kp 5)

Minimale Auswirkungen auf Stromnetze. Polarlichter möglicherweise bis 55°N sichtbar. Leichte Störungen bei Satelliten möglich.

G2 - Mäßiger Sturm (Kp 6)

Spannungsschwankungen in Stromnetzen hoher Breiten. Polarlichter bis 52°N. Korrekturen bei Satelliten erforderlich.

G3 - Starker Sturm (Kp 7)

Ab hier in Österreich sichtbar! Spannungskorrekturen in Stromnetzen nötig. GPS-Genauigkeit reduziert. Aurora bis 47°N.

G4 - Schwerer Sturm (Kp 8)

Weitreichende Spannungsprobleme. Schutzgeräte können auslösen. In Österreich deutlich mit freiem Auge sichtbar. Aurora bis 45°N.

G5 - Extremer Sturm (Kp 9)

Stromausfälle möglich. Transformatoren können beschädigt werden. Spektakuläre Polarlichter bis zum Mittelmeer. Massive GPS-Störungen.

Mögliche Folgen schwerer und extremer Sonnenstürme (G4-G5)

Während Polarlichter die schöne Seite geomagnetischer Stürme darstellen, können G4-Stürme (Kp 8) und G5-Stürme (Kp 9) ernsthafte technische und infrastrukturelle Auswirkungen haben:

G4 - Schwerer Sturm (Kp 8): Ernsthafte technische Störungen

  • 🔌 Stromnetze: Spannungsschwankungen können Schutzeinrichtungen auslösen, lokale Blackouts möglich. Transformatoren müssen abgeschaltet werden.
  • 🛰️ Satelliten: Erhebliche Oberflächenladung, Orientierungsverlust möglich, Kommunikationsstörungen für Stunden.
  • 📡 Navigation: GPS-Genauigkeit auf 50-100 Meter degradiert, Ausfall von Präzisions-GPS für Landwirtschaft und Luftfahrt.
  • ✈️ Luftfahrt: Umleitung von Polarrouten nötig, erhöhte Strahlenbelastung für Crew und Passagiere.
  • 📻 Funk: HF-Kommunikation (Kurzwelle) für 1-2 Tage gestört oder unmöglich.
  • ⚡ Pipelines: Induzierte Ströme können Korrosionsschutz beeinträchtigen.

G5 - Extremer Sturm (Kp 9): Katastrophale Auswirkungen möglich

  • 🏭 Stromnetze: Weiträumige Blackouts möglich, Transformatoren können durchbrennen. Reparaturen können Wochen dauern.
  • 🛰️ Satelliten: Dauerhafte Schäden möglich, kompletter Funktionsverlust, erhöhter Luftwiderstand führt zu Bahnabsenkungen.
  • 💻 Elektronik: Schäden an ungeschützten elektronischen Systemen, Computer-Chips können ausfallen.
  • 🚂 Eisenbahn: Signalanlagen können falsche Signale zeigen, Zugverkehr muss eingestellt werden.
  • 🌐 Internet: Unterseekabel können gestört werden, regionale Internet-Ausfälle.
  • 💧 Wasserversorgung: Elektrische Pumpen fallen aus, Wasserversorgung in Städten gefährdet.

Historische Extremereignisse: Wenn die Sonne Chaos verursacht

Das Carrington-Ereignis (1859): Der stärkste je dokumentierte Sonnensturm

1.-2. September 1859 - Als die Telegraphen brannten

Der britische Astronom Richard Carrington beobachtete die stärkste je dokumentierte Sonneneruption. Nur 17 Stunden später traf der Sonnensturm die Erde - normalerweise dauert dies 2-3 Tage. Die Auswirkungen waren katastrophal:

  • 📍 Polarlichter bis zur Karibik: In Rom, Havanna und auf Hawaii waren Polarlichter zu sehen. Goldgräber in den Rocky Mountains wachten auf und bereiteten Frühstück zu, weil sie dachten, es sei Morgen.
  • Telegraphensysteme weltweit außer Kontrolle: Telegraphenmasten sprühten Funken, Papier fing Feuer, Operatoren erhielten Stromschläge.
  • 🔥 Telegraphen funktionierten ohne Strom: Die induzierten Ströme waren so stark, dass Telegraphen stundenlang ohne Batterien liefen.
  • 💫 Geschätzte Stärke: Wissenschaftler schätzen es auf einen Kp-Wert von 9+ - stärker als die normale G5-Skala.

⚠️ Ein Carrington-Ereignis heute würde geschätzte Schäden von 0,6 bis 2,6 Billionen US-Dollar allein in den USA verursachen und monatelange Stromausfälle bedeuten!

Der Québec-Blackout (März 1989): 9 Stunden Dunkelheit

13. März 1989 - 6 Millionen Menschen ohne Strom

Ein G5-Sonnensturm traf die Erde und verursachte den berühmtesten stromnetzbedingten Ausfall der Geschichte:

  • 🇨🇦 Komplettausfall in Québec: Das gesamte Stromnetz der kanadischen Provinz brach in nur 92 Sekunden zusammen.
  • ❄️ Winter-Blackout: Bei -15°C saßen 6 Millionen Menschen 9 Stunden ohne Heizung und Licht.
  • 🏢 Wirtschaftsschäden: Geschätzt 2 Milliarden kanadische Dollar Schaden, Metro stillgelegt, Flughäfen geschlossen.
  • 🛰️ Satellitenausfälle: Mehrere Satelliten verloren die Kontrolle, der Satellit GOES-7 verlor die Hälfte seiner Solarzellen.
  • 🌍 Polarlichter bis Texas: Aurora Borealis war bis Florida und Kuba sichtbar.

Das Halloween-Ereignis (Oktober/November 2003): Moderne Technik am Limit

28. Oktober - 4. November 2003 - Die "Halloween-Stürme"

Eine Serie von X-Klasse Flares, darunter eine X28+ (die stärkste je gemessene), bombardierte die Erde:

  • 🛩️ Luftfahrt-Chaos: Über 30 Transatlantik-Flüge mussten umgeleitet werden, Kosten: 10.000$ pro Flug.
  • 🇸🇪 Blackout in Malmö: 50.000 Schweden ohne Strom für eine Stunde.
  • 🛰️ Satellit ADEOS-2 zerstört: Der 640 Millionen Dollar teure japanische Satellit wurde permanent beschädigt.
  • 🧑‍🚀 ISS-Astronauten in Schutzraum: Die Crew musste sich in den am besten abgeschirmten Teil der Station zurückziehen.
  • 🌍 Polarlichter bis Mittelmeer: Aurora in Griechenland, Texas und Florida gesichtet.

Mai 2024: Der stärkste Sturm seit 20 Jahren

10.-11. Mai 2024 - G5-Sturm überrascht die Welt

Der erste G5-Sturm seit 2003 traf die Erde und demonstrierte, dass der Sonnenzyklus 25 unterschätzt wurde:

  • 🌍 Polarlichter bis Südeuropa: Spektakuläre Aurora in Portugal, Südspanien und sogar Nordafrika.
  • 🚜 GPS-Ausfall in der Landwirtschaft: John Deere Precision-Farming-Systeme fielen weltweit aus, Aussaat verzögert.
  • 🛰️ Starlink-Störungen: SpaceX meldete "degraded service" für mehrere Stunden.
  • 📱 Soziale Medien explodieren: Millionen Polarlicht-Fotos aus ungewöhnlichen Breiten.
  • 🔬 Wissenschaftliche Überraschung: Stärke übertraf alle Prognosen für Zyklus 25.

⚠️ Warnung und Vorbereitung

Wissenschaftler warnen: Die Wahrscheinlichkeit für ein Carrington-ähnliches Ereignis liegt bei etwa 12% pro Jahrzehnt. Moderne Gesellschaften sind durch ihre Abhängigkeit von Elektronik und Satelliten verwundbarer als je zuvor. Kritische Infrastrukturen sollten gehärtet werden, und Notfallpläne müssen extreme Weltraumwetter-Ereignisse berücksichtigen.

Polarlichter in Österreich: Ab wann sind sie sichtbar?

Österreich liegt zwischen dem 46. und 49. Breitengrad, wobei die meisten bewohnten Gebiete um den 47. Breitengrad liegen. Dies bedeutet für die Sichtbarkeit:

  • Ab Kp 6: Erste schwache Anzeichen am Nordhorizont mit empfindlichen Kameras und längerer Belichtung (10-30 Sekunden) möglich
  • Ab Kp 7: Mit freiem Auge als schwaches Leuchten oder "milchiger Schimmer" am Nordhorizont erkennbar, mit Kamera deutlich sichtbar
  • Ab Kp 8: Deutlich mit freiem Auge sichtbar, Strukturen und Bewegungen erkennbar, Farben wahrnehmbar
  • Kp 9: Spektakuläre Erscheinung bis zum Zenit oder sogar darüber hinaus, intensive Farben, rasche Bewegungen

⚠️ Wichtiger Hinweis: Die tatsächliche Sichtbarkeit hängt von vielen Faktoren ab. Ein hoher K-Index garantiert keine Sichtung – Bewölkung, Lichtverschmutzung und der genaue Zeitpunkt des Maximums spielen entscheidende Rollen.

Optimale Beobachtungsbedingungen in Österreich

1. Minimale Lichtverschmutzung

Lichtverschmutzung ist der größte Feind der Polarlichtbeobachtung. Ideal sind:

  • Ländliche Gebiete mindestens 30 km von Großstädten entfernt
  • Bergregionen wie die Hohen Tauern, Nockberge oder das Tiroler Oberland
  • Nationalparks mit geringer Lichtverschmutzung
  • Seen mit freiem Nordblick (z.B. Weißensee, Millstätter See)

2. Die richtige Blickrichtung

In Österreich müssen Sie nach Norden schauen. Die Polarlichter erscheinen zunächst als Bogen oder Band am nördlichen Horizont. Bei starken Stürmen (ab Kp 8) können sie sich über den gesamten Himmel ausbreiten. Suchen Sie einen Standort mit:

  • Freier Sicht nach Norden ohne Berge oder hohe Gebäude
  • Idealerweise erhöhte Position für besseren Horizontblick
  • Keine störenden Lichtquellen im Norden (Städte, Straßenbeleuchtung)

3. Die beste Beobachtungszeit

Die optimalen Zeiten für Polarlichtbeobachtungen sind:

  • 22:00 bis 02:00 Uhr MEZ: Statistisch höchste Aktivität
  • Um Mitternacht: Magnetischer Mitternacht (nicht identisch mit 24:00 Uhr)
  • Mondlose Nächte: Besonders für schwache Polarlichter ideal
  • September bis April: Längere Dunkelheit, wobei die Tag-und-Nachtgleichen im März und September statistisch die aktivsten Zeiten sind

Fotografie-Tipps: Handys sehen mehr als das menschliche Auge

Ein faszinierender Fakt: Moderne Smartphone-Kameras können Polarlichter oft besser erfassen als das menschliche Auge! Der Sensor ist empfindlicher für schwaches Licht und kann bei längerer Belichtung Details und Farben zeigen, die für uns unsichtbar bleiben.

Einstellungen für Smartphones:

  • Nachtmodus aktivieren: Die meisten modernen Handys haben einen automatischen Nachtmodus
  • Manueller Modus (falls verfügbar):
    • ISO: 800-3200
    • Belichtungszeit: 5-15 Sekunden
    • Fokus: Manuell auf unendlich
  • Stativ oder stabile Unterlage verwenden – selbst kleinste Bewegungen führen zu Unschärfe
  • Selbstauslöser: 2-10 Sekunden Verzögerung vermeidet Verwacklung

Einstellungen für Spiegelreflex-/Systemkameras:

  • Weitwinkelobjektiv: 14-35mm für großflächige Aufnahmen
  • ISO: 1600-6400 (je nach Kamera-Rauschverhalten)
  • Blende: So offen wie möglich (f/1.4 - f/2.8)
  • Belichtungszeit: 5-25 Sekunden (500er-Regel beachten: 500/Brennweite = max. Belichtungszeit)
  • RAW-Format: Für optimale Nachbearbeitung
  • Weißabgleich: 3500-4000K oder "Tageslicht"

Was muss passieren, damit Polarlichter bis Österreich reichen?

Für Polarlichtsichtungen in Österreich müssen mehrere Faktoren zusammenkommen:

  1. Starke Sonneneruption: Mindestens eine M-Klasse oder besser X-Klasse Eruption mit erdgerichtetem koronalen Massenauswurf (CME)
  2. Günstige Ausrichtung: Der CME muss die Erde direkt oder zumindest teilweise treffen
  3. Hohe Geschwindigkeit: Sonnenwindgeschwindigkeiten über 600 km/s erhöhen die Wahrscheinlichkeit
  4. Südliche Ausrichtung des interplanetaren Magnetfelds (Bz): Ein negativer Bz-Wert ermöglicht bessere Kopplung mit dem Erdmagnetfeld
  5. Ausreichende Teilchendichte: Mindestens 10-20 Protonen pro Kubikzentimeter im Sonnenwind

Vorhersage und Warnsysteme

Moderne Weltraumwetter-Überwachung ermöglicht Vorhersagen mit 1-3 Tagen Vorlaufzeit:

  • ACE und DSCOVR Satelliten: Messen den Sonnenwind etwa 1 Stunde vor Ankunft an der Erde
  • SDO (Solar Dynamics Observatory): Beobachtet die Sonne kontinuierlich
  • STEREO Satelliten: Ermöglichen 3D-Ansicht von CMEs
💡

Tipp für erfolgreiche Polarlicht-Beobachtungen

Nutzen Sie unseren Tauernwetter Polarlichtmonitor für präzise Vorhersagen! Bei Werten ab Kp 6 sollten Sie sich bereithalten, ab Kp 7 lohnt sich definitiv der Weg zu einem dunklen Beobachtungsort.

Faustregel für Österreich:

  • 📸 Kp 6: Mit Kamera möglich
  • 👁️ Kp 7: Mit freiem Auge sichtbar
  • 🎆 Kp 8-9: Spektakuläre Erscheinung

Häufigkeit von Polarlichtern in Österreich und der Sonnenzyklus

Die Häufigkeit von Polarlichtern folgt dem etwa 11-jährigen Sonnenzyklus, der die magnetische Aktivität unserer Sonne beschreibt. Während des Sonnenminimums ist die Oberfläche der Sonne relativ ruhig mit wenigen Sonnenflecken. Im Sonnenmaximum hingegen zeigt die Sonne zahlreiche Sonnenflecken, häufige Eruptionen und koronale Massenauswürfe.

🌞 Aktueller Sonnenzyklus 25

Wir befinden uns derzeit am oder knapp nach dem Höhepunkt des Sonnenzyklus 25. Das Maximum wurde für die Jahre 2024-2025 prognostiziert, wobei neueste Beobachtungen darauf hindeuten, dass wir den Scheitelpunkt möglicherweise bereits erreicht oder leicht überschritten haben. Die Sonnenaktivität ist deutlich stärker als ursprünglich vorhergesagt – der Zyklus 25 übertrifft bereits jetzt die Intensität des vorherigen Zyklus 24.

Die Phasen des Sonnenzyklus und ihre Bedeutung für Polarlichter:

  • Sonnenminimum (2019-2020): 0-2 Polarlichtereignisse pro Jahr in Österreich, meist zu schwach für Sichtung
  • Ansteigende Phase (2021-2023): 2-5 Ereignisse pro Jahr mit steigender Tendenz
  • Sonnenmaximum (2024-2026): 5-15 Ereignisse pro Jahr – JETZT sind wir hier!
  • Absteigende Phase (2026-2029): 3-8 Ereignisse pro Jahr – überraschenderweise oft die stärksten Stürme!
  • Nächstes Minimum (2030-2031): Wieder seltene Ereignisse

Warum gerade jetzt so viele Polarlichter?

Der aktuelle Sonnenzyklus 25 zeigt sich überraschend aktiv. Ursprünglich als schwacher Zyklus vorhergesagt, übertrifft er bereits alle Erwartungen:

  • Sonnenfleckenzahl deutlich über den Prognosen
  • Häufige X-Klasse Flares (stärkste Kategorie)
  • Mehrere starke koronale Massenauswürfe Richtung Erde
  • Bereits mehrere G4 und sogar G5 Ereignisse in 2024/2025

Interessantes Phänomen: Die stärksten geomagnetischen Stürme treten oft nicht direkt im Maximum auf, sondern in der absteigenden Phase 1-3 Jahre danach. Dies liegt daran, dass in dieser Phase koronale Löcher häufiger werden, die schnellen Sonnenwind produzieren. Die Kombination aus noch hoher Aktivität und zusätzlichen koronalen Löchern kann zu besonders starken Stürmen führen.

Historische Perspektive und Ausblick

Zum Vergleich: Der letzte vergleichbar starke Sonnenzyklus war der Zyklus 23 (Maximum 2000-2001), der zu mehreren spektakulären Polarlichtsichtungen in Mitteleuropa führte. Der "Halloween-Sturm" im Oktober 2003 (bereits in der absteigenden Phase!) brachte Polarlichter bis nach Griechenland.

Was bedeutet das für die kommenden Jahre? Die guten Nachrichten für Polarlicht-Fans: Auch wenn wir den absoluten Höhepunkt möglicherweise schon erreicht haben, bleiben die Chancen für spektakuläre Polarlichter in Österreich noch mindestens 2-3 Jahre erhöht. Besonders die Jahre 2026-2028 könnten trotz abnehmender Sonnenfleckenzahl noch einige Überraschungen bereithalten.

Gesundheit und Sicherheit

Polarlichter selbst sind für Beobachter am Boden völlig ungefährlich. Sie entstehen in 100-400 km Höhe und die Atmosphäre schützt uns vollständig. Beachten Sie jedoch bei der Beobachtung:

  • Warme Kleidung – auch im Sommer können Nächte in den Bergen sehr kalt werden
  • Taschenlampe mit Rotlicht für die Dunkeladaption der Augen
  • Vorsicht bei der Standortwahl – keine gefährlichen Klippen oder Abhänge
  • Information über Wetterentwicklung – plötzliche Wetterumschwünge in den Bergen beachten

Mythologie und Geschichte

Polarlichter haben Menschen seit jeher fasziniert und erschreckt. In der nordischen Mythologie galten sie als Brücke Bifröst zwischen Midgard und Asgard. Die Wikinger sahen in ihnen die Reflexionen der Rüstungen der Walküren. In Mitteleuropa, wo sie nur selten auftraten, wurden sie oft als schlechtes Omen gedeutet – als "Blut am Himmel" oder Vorboten von Krieg und Pest.

Erst 1619 prägte Galileo Galilei den wissenschaftlichen Begriff "Aurora Borealis" – nach Aurora, der römischen Göttin der Morgenröte, und Boreas, dem griechischen Gott des Nordwinds. Die physikalische Erklärung gelang jedoch erst im 20. Jahrhundert mit dem Verständnis des Sonnenwinds und des Erdmagnetfelds.

Fazit: Mit Geduld und Vorbereitung zum Erfolg

Polarlichter in Österreich zu beobachten erfordert Geduld, die richtigen Bedingungen und etwas Glück. Mit dem aktuellen Sonnenmaximum stehen die Chancen jedoch so gut wie seit Jahren nicht mehr. Verfolgen Sie regelmäßig den K-Index, halten Sie Ihre Kamera bereit und seien Sie flexibel – die Natur gibt den Zeitplan vor.

Die Mühe lohnt sich: Wer einmal die tanzenden Lichter am Himmel gesehen hat, vergisst dieses Naturschauspiel nie wieder. Und denken Sie daran: Selbst wenn das Polarlicht für das bloße Auge nur als schwacher Schimmer erscheint, kann Ihre Handykamera wahre Wunder vollbringen und die verborgene Pracht enthüllen!

🌟 Bereit für die Polarlichtjagd?

Der Tauernwetter Polarlichtmonitor ist Ihr zuverlässiger Begleiter für erfolgreiche Polarlichtsichtungen in Österreich. Bei steigenden K-Werten werden Sie rechtzeitig informiert!

Quellen: NOAA Space Weather Prediction Center, NASA Solar Dynamics Observatory, ESA Space Weather Service, GeoSphere Austria. Alle Angaben ohne Gewähr. K-Index Werte sind Richtwerte und können je nach lokalen Bedingungen variieren.