Mallnitz/Kärnten, 15. November 2025 – Anlässlich des bevorstehenden Niederschlagsereignisses und möglichen Wintereinbruchs durch ein Italientief nächste Woche hat Tauernwetter.at sein neues Echtzeit-Radar-System für Österreich und Europa online gestellt. Nach intensiver Entwicklungsarbeit verarbeitet das System Rohdaten von über 200 europäischen Radarstationen und wurde speziell für die österreichische Alpenregion optimiert.
Eigenentwicklung statt Standard-Lösung
Anders als kommerzielle Wetterdienste, die Radardaten oft unverarbeitet übernehmen, hat Tauernwetter eine eigene Verarbeitungspipeline entwickelt. Das System basiert auf Rohdaten des europäischen OPERA-Netzwerks (Operational Programme for the Exchange of weather RAdar information), das über 200 Radarstationen in Europa umfasst.
Die Besonderheit der Tauernwetter-Lösung liegt in der spezifischen Aufbereitung der Daten:
- Intelligentes Filtering der Rohdaten: Entfernung von Störsignalen und Artefakten
- Optimierte dBZ-Schwellenwerte: Speziell für österreichische Verhältnisse angepasst
- Anpassung an alpine Topographie: Berücksichtigung von Bergabschattungen und Reliefeffekten
- Glättung von Übergängen: Harmonisierung zwischen verschiedenen Radar-Stationen
"Wir zeigen nicht einfach Rohdaten, sondern haben die Radar-Reflexivität speziell für österreichische Verhältnisse optimiert", erklärt Mag. David Kaufmann, Meteorologe und Entwickler des Systems.
Technische Spezifikationen
Das Tauernwetter-Radar-System bietet folgende technische Eigenschaften:
- Räumliche Auflösung: 1 Kilometer
- Zeitliche Auflösung: 5 Minuten
- Abdeckung: Gesamtes Österreich und Europa
- Datenquelle: OPERA-Netzwerk (200+ Radarstationen)
- Latenz: Nahezu Echtzeit (wenige Minuten Verzögerung)
- Archiv: 60-Minuten-Rückblick und Animation verfügbar
Warum dBZ statt mm?
Im Gegensatz zu vielen kommerziellen Diensten zeigt Tauernwetter die Radar-Reflexivität in dBZ (Dezibel-Reflektivität) statt geschätztem Niederschlag in Millimetern.
"Radar misst nicht direkt Regen, sondern Echos elektromagnetischer Wellen", erklärt Kaufmann. "Diese Echos können von Niederschlag stammen, aber auch von Vögeln, Insekten oder atmosphärischen Bedingungen. Wir wollen ehrlich zeigen, was das Radar wirklich sieht."
Die dBZ-Werte geben Aufschluss über die Intensität der Radar-Echos:
- 15-25 dBZ: Leichte Niederschlagsechos
- 25-35 dBZ: Mäßige Niederschlagsechos
- 35-45 dBZ: Starke Niederschlagsechos
- 45+ dBZ: Sehr starke Echos (Gewitter, Hagel)
Für Nutzer, die geschätzte Niederschlagsmengen bevorzugen, bietet Tauernwetter zusätzlich die Nowcasting-Funktion an, die Radardaten mit numerischen Wettermodellen kombiniert und so realistischere Niederschlagsprognosen ermöglicht.
Vergleich mit bestehenden Lösungen
Bisher war ein Radar-System dieser Qualität in Österreich hauptsächlich über Austrocontrol verfügbar – allerdings mit sehr hohen Lizenzgebühren für kommerzielle Nutzer. Tauernwetter bietet das System kostenlos für nicht-kommerzielle Nutzung für alle Bürger Österreichs, Gemeinden und Organisationen in Kärnten und Osttirol an.
Auch im Vergleich zu internationalen Anbietern wie wetter.com oder wetteronline.de hebt sich die Tauernwetter-Lösung durch folgende Aspekte ab:
- Lokale Optimierung: Speziell für österreichische Alpen entwickelt
- Transparenz: dBZ-Darstellung statt geschönter Niederschlagswerte
- Höhere Auflösung: 1km statt oft 2-5km bei anderen Diensten
- Schnellere Updates: 5 Minuten statt 10-15 Minuten
Europäische Datengrundlage: Das RODEO-Projekt
Die Rohdaten für das Tauernwetter-Radar stammen aus dem OPERA-Netzwerk, das Teil des EU-geförderten RODEO-Projekts ist. RODEO steht für "Provision of Open Access to Public Meteorological Data and Development of Shared Federated Data Infrastructure".
Das dreijährige Projekt, das von 11 europäischen Wetterdiensten, dem ECMWF und EUMETNET getragen wird, zielt darauf ab, meteorologische hochwertige Datensätze (High Value Datasets) gemäß der EU Open Data Directive frei zugänglich zu machen.
Tauernwetter wurde als vertrauenswürdiger Partner für den Zugang zu diesen Daten ausgewählt und hat darauf aufbauend ein eigenes Verarbeitungssystem entwickelt, das weit über die bloße Darstellung von Rohdaten hinausgeht.
Integration in bestehende Infrastruktur
Das neue Radar-System wurde bereits in die gesamte Tauernwetter-Infrastruktur integriert!
- Mobile-optimiert: Volle Funktionalität auf Smartphones
Tauernwetter-Wetterprognosen werden derzeit von rund 25 Gemeinden in Kärnten und Osttirol auf ihren offiziellen Websites eingebunden und sind auch auf der Website des Oberkärntner Volltreffers verfügbar.
Verfügbarkeit und Zugang
Das Tauernwetter-Radar ist ab sofort kostenlos für nicht-kommerzielle Nutzung verfügbar auf:
- tauernwetter.at/radar (Österreich-Ansicht)
- tauernwetter.at (Europa-Übersicht)
Die Radar-Ansicht bietet verschiedene Funktionen:
- Echtzeit-Ansicht: Aktuelle Niederschlagsechos
- Animation: 60 Minuten-Rückblick als Loop
- Zoom-Funktion: Bis zu einzelne Täler detailliert
- Layer-Optionen: Kombination mit Topographie, Gemeindegrenzen
Bedeutung für Gemeinden und Einsatzkräfte
Besonders für Gemeinden, Einsatzkräfte und die Bevölkerung in Kärnten und Osttirol stellt das neue Radar-System einen erheblichen Mehrwert dar:
Für Bürgermeister und Verwaltung: Bessere Grundlage für Entscheidungen bei Unwetter-Ereignissen, Planung von Veranstaltungen und Information der Bevölkerung.
Für Feuerwehren und Rettungsdienste: Echtzeit-Überwachung von herannahenden Gewittern, Starkregenereignissen oder Schneefällen ermöglicht bessere Vorbereitung und Ressourcenplanung.
Für Tourismusverbände: Präzise Information von Gästen über aktuelle Wetterbedingungen, insbesondere für Berg- und Outdoor-Aktivitäten.
Für Land- und Forstwirtschaft: Optimierung von Arbeitseinsätzen, Bewässerung und Ernte basierend auf aktuellen Niederschlagsdaten.
Aktueller Anlass: Italientief mit noch ungewisser Zugbahn
Die Veröffentlichung des Radar-Systems erfolgt zu einem günstigen Zeitpunkt: Für die kommende Woche prognostizieren die Wettermodelle ein Italientief, das für Teile Österreichs ergiebige Niederschläge und einen möglichen Wintereinbruch bringen könnte.
Allerdings zeigen verschiedene Wettermodelle noch unterschiedliche Zugbahnen für das Tief, was die genaue Niederschlagsverteilung derzeit unsicher macht. Die beiden wichtigsten globalen Modelle – das IFS-Modell des ECMWF und das GFS-Modell der NOAA – weisen Abweichungen in der prognostizierten Entwicklung auf:
"Gerade bei solchen Wetterlagen mit noch ungewisser Zugbahn ist ein hochauflösendes Radar-System von unschätzbarem Wert", erklärt Kaufmann. "Nutzer können damit in Echtzeit verfolgen, wo genau Niederschlag fällt, wie intensiv er ist und in welche Richtung sich Niederschlagsfelder bewegen. Während Modelle nur Prognosen liefern, zeigt das Radar die tatsächliche Situation."
Ausblick: Weitere Entwicklungen geplant
Das Radar-System soll in den kommenden Monaten kontinuierlich weiterentwickelt werden. Geplant sind unter anderem KI-gestützte Klassifizierung von Niederschlagstypen, verbesserte Nowcasting-Integration und personalisierte Warnfunktionen.
"Unser Ziel ist es, das beste regionale Wetterradar für Österreich zu entwickeln", betont Kaufmann. "Die intensive Entwicklungsarbeit war erst der Anfang – wir werden das System kontinuierlich verbessern und an die Bedürfnisse unserer Nutzer anpassen."
🌦️ Tauernwetter-Radar jetzt nutzen
Aktuelle Radar-Ansichten für Österreich: Radar Österreich | Lokale Wetterprognosen: Wetter Kärnten | Wetter Osttirol
Über Tauernwetter: Tauernwetter.at ist ein unabhängiger Wetterdienst mit Sitz in Mallnitz, Kärnten. Seit September 2025 bieten wir hochpräzise Wetterprognosen für Kärnten, Osttirol und den Alpenraum – derzeit nutzen rund 25 Gemeinden in der Region unsere Wetterberichte auf ihren offiziellen Websites. Seit wenigen Tagen stehen auch Wetterberichte für die Online-Leser des Oberkärntner Volltreffers zur Verfügung!