Der Föhn prägt das Wetter in Kärnten und Osttirol wie kaum ein anderes Phänomen. Dieser warme, trockene Fallwind kann innerhalb weniger Minuten die Temperatur um 10-15 Grad ansteigen lassen, den Schnee wegschmelzen und spektakuläre Fernsicht bescheren. Gleichzeitig bringt er Sturmböen, Kopfschmerzen und erhöhte Waldbrandgefahr. Erfahren Sie, wie dieses faszinierende Wetterphänomen entsteht und warum es besonders im Herbst und Frühjahr unsere Region prägt.
Was ist Föhn? Die physikalischen Grundlagen
Föhn ist ein warmer, trockener Fallwind, der auf der windabgewandten Seite (Lee) von Gebirgen auftritt. Der Name stammt vom lateinischen "favonius" (milder Westwind) ab und wurde über das Rätoromanische ins Deutsche übernommen. In Kärnten und Osttirol erleben wir hauptsächlich zwei Föhnarten: den häufigeren Südföhn und den selteneren Nordföhn.
Das Grundprinzip ist einfach, aber genial: Feuchte Luftmassen werden gezwungen, ein Gebirge zu überströmen. Beim Aufstieg auf der Luvseite (windzugewandte Seite) kühlt die Luft ab, Wasserdampf kondensiert und es regnet oder schneit sich aus. Auf der Leeseite sinkt die nun trockene Luft wieder ab und erwärmt sich dabei stärker, als sie sich zuvor abgekühlt hat. Das Ergebnis: Warme, trockene Luft mit oft orkanartigen Geschwindigkeiten.
Die Föhn-Mathematik:
Aufstieg (Luvseite): Abkühlung um 0,6°C pro 100 Höhenmeter (feuchtadiabatisch)
Abstieg (Leeseite): Erwärmung um 1,0°C pro 100 Höhenmeter (trockenadiabatisch)
Nettoerwärmung: 0,4°C pro 100 Höhenmeter Aufstieg!
Beispiel: Luft steigt von 500m auf 3000m (2500m Höhendifferenz) - Abkühlung beim Aufstieg: 2500m × 0,6°C/100m = 15°C - Erwärmung beim Abstieg: 2500m × 1,0°C/100m = 25°C - Die Luft ist auf der Leeseite 10°C wärmer!
Der Südföhn - Kärntens häufigster Föhn
Der Südföhn ist in Kärnten und Nordtirol der dominierende Föhntyp. Er entsteht, wenn Tiefdruckgebiete über Westeuropa oder dem Atlantik feuchtwarme Mittelmeerluft gegen die Alpensüdseite lenken. Diese Luftmassen müssen die Karnischen Alpen, Karawanken oder in Osttirol die Lienzer Dolomiten überqueren.
Typische Südföhn-Wetterlagen
Die klassische Südföhnlage entsteht bei einem Tief über Frankreich oder den Britischen Inseln und einem Hoch über Osteuropa. Zwischen diesen Druckgebilden etabliert sich eine kräftige Südströmung. Je größer der Druckgradient, desto stärker der Föhn.
Besonders markant sind Vb-Wetterlagen (sprich: "Fünf-B"), bei denen Tiefdruckgebiete vom Golf von Genua über die Poebene zur nördlichen Adria und weiter nach Polen ziehen. Diese bringen auf ihrer Vorderseite intensive Südströmung und damit starken Föhn nach Kärnten.
Südföhn-Regionen in Kärnten
Oberes Drautal (Oberdrauburg bis Spittal)
Das obere Drautal ist DIE Südföhn-Schneise Kärntens. Die Luft strömt über den Plöckenpass (1357m) und das Gailbergsattel (982m) ein. Oberdrauburg erlebt regelmäßig Sturmböen über 100 km/h. Der Föhn reicht meist bis Spittal, bei starken Lagen bis Villach. Die charakteristischen Föhnfische (linsenförmige Wolken) über den Gailtaler Alpen sind ein untrügliches Zeichen.
Gailtal
Das Gailtal von Kötschach-Mauthen bis Hermagor liegt oft im direkten Einflussbereich des Südföhns. Die Luft strömt über die Karnischen Pässe (Plöckenpass, Naßfeld) ein. Besonders Kötschach-Mauthen ist berüchtigt für extreme Föhnstürme. Im Oktober 2018 wurden hier Böen von 147 km/h gemessen - Kärntner Rekord!
Rosental
Das Rosental erlebt Südföhn, wenn die Strömung über die Karawankenpässe erfolgt. Der Loiblpass (1367m) und der Wurzenpass (1073m) sind die Haupteinfallstore. Der Föhn kann bis Velden am Wörthersee reichen. Das Rosental zeigt oft die höchsten Temperaturanstiege - 20°C im Januar sind keine Seltenheit.
Lavanttal
Das Lavanttal bekommt Südföhn über die Koralpe und den Obdacher Sattel. Die Intensität ist meist geringer als im Drautal, aber bei starken Lagen kann der Föhn bis St. Andrä reichen. Wolfsberg liegt oft an der Grenze zwischen Föhn und Stau.
Der Nordföhn - Osttirols Wärmespender
Der Nordföhn ist das Gegenstück zum Südföhn und für Osttirol und Oberkärnten von großer Bedeutung. Er entsteht bei Nordstaulagen, wenn atlantische Luftmassen gegen die Alpennordseite prallen. Während es am Tauernhauptkamm schneit, genießt Osttirol sonniges Föhnwetter.
Nordföhn in Osttirol
Lienzer Becken
Lienz ist der Nordföhn-Hotspot Österreichs. Die Luft fällt durch das Iseltal und die Täler der Venediger- und Glocknergruppe ins Lienzer Becken. Temperatursprünge von 15°C binnen einer Stunde sind dokumentiert. Im Winter kann das Thermometer auf 20°C klettern, während es 30km nördlich am Felbertauern meterhoch schneit.
Oberes Mölltal
Das obere Mölltal um Winklern und Möllbrücke profitiert ebenfalls vom Nordföhn. Die Luft strömt über die Goldberggruppe und durch das Mölltal. Die Föhnmauer über dem Alpenhauptkamm bietet spektakuläre Fotomotive - eine scharfe Wolkengrenze auf 3000m Höhe.
Die charakteristischen Föhnzeichen
Föhn kündigt sich meist schon Stunden vorher an. Diese Vorzeichen helfen bei der Erkennung:
Optische Zeichen
- Föhnfische (Altocumulus lenticularis): Linsenförmige Wolken, die wie fliegende Untertassen aussehen
- Föhnmauer: Scharfe Wolkengrenze über den Bergen
- Extreme Fernsicht: Die Luft ist so trocken und klar, dass man oft über 100km weit sehen kann
- Rotfärbung der Berge: Bei Sonnenauf- und -untergang leuchten die Berge intensiv rot
- Föhnfenster: Wolkenlücken in der sonst geschlossenen Wolkendecke
Meteorologische Zeichen
- Rapider Temperaturanstieg: Oft 10-15°C binnen 30 Minuten
- Luftfeuchtigkeit fällt: Von 80% auf unter 20% ist typisch
- Böiger Wind: Charakteristisch sind heftige Windstöße im Wechsel mit Windstille
- Druckfall: Der Luftdruck sinkt oft vor Föhndurchbruch
- Taupunkt-Spreizung: Große Differenz zwischen Temperatur und Taupunkt (über 20°C)
Föhn und Jahreszeiten
Herbst (September bis November) - Föhn-Hochsaison
Der Herbst ist die klassische Föhnzeit. Die Westwinddrift verstärkt sich, Tiefdruckgebiete ziehen häufiger über den Atlantik. Oktober und November sind die föhnreichsten Monate. Die noch warme Mittelmeerluft sorgt für extreme Temperaturanomalien - 25°C im November sind keine Seltenheit. Der Indian Summer in Kärnten ist oft föhnbedingt.
Gleichzeitig ist der Herbstföhn gefährlich: Die Vegetation ist trocken, Waldbrandgefahr maximal. Die psychische Belastung durch Föhn ist im Herbst besonders ausgeprägt - die "Föhnkrankheit" grassiert.
Winter (Dezember bis Februar)
Winterföhn ist ein Schneefresser. Innerhalb von Stunden kann eine geschlossene Schneedecke wegschmelzen. Die Kombination aus Wärme, Wind und niedriger Luftfeuchtigkeit lässt Schnee sublimieren - er geht direkt vom festen in den gasförmigen Zustand über.
Für Wintersportgebiete ist Föhn ein zweischneidiges Schwert: Einerseits zerstört er die Schneedecke, andererseits bringt er oft Neuschnee auf der Luvseite. Die Föhnfenster ermöglichen spektakuläre Wintertage mit Fernsicht bis zu den Julischen Alpen.
Frühjahr (März bis Mai) - Die zweite Föhnsaison
Das Frühjahr bringt die zweite Föhn-Hochsaison. Besonders der April ist föhnreich. Die Temperaturkontraste zwischen noch kalten Polarluftmassen und bereits warmer Mittelmeerluft sind maximal. Föhntage im April können sommerliche 28°C bringen.
Der Frühjahrsföhn beschleunigt die Schneeschmelze dramatisch. Hochwassergefahr! Die Kombination aus Föhnwärme und Regen auf der Alpensüdseite kann zu kritischen Hochwasserlagen führen, besonders an Drau und Gail.
Sommer (Juni bis August)
Sommerföhn ist seltener, aber wenn er auftritt, dann extrem. Die ohnehin hohen Temperaturen werden in unerträgliche Höhen getrieben. Der Rekord liegt bei 39,7°C in Dellach im Drautal (August 2013). Die Kombination aus Hitze und Sturm bedeutet extreme Waldbrandgefahr und Trockenstress für die Vegetation.
Föhnauswirkungen - Von Kopfschmerz bis Waldbrand
Gesundheitliche Auswirkungen
Die "Föhnkrankheit" ist keine Einbildung. Wissenschaftliche Studien belegen die Auswirkungen:
- Kopfschmerzen und Migräne: Etwa 30% der Bevölkerung reagiert föhnsensibel
- Schlafstörungen: Der Serotoninspiegel verändert sich
- Kreislaufprobleme: Blutdruckschwankungen sind häufig
- Konzentrationsschwäche: Die Leistungsfähigkeit sinkt messbar
- Gereiztheit: Aggressivität und Unfallhäufigkeit steigen
- Gelenkschmerzen: Rheuma und Arthrose verschlimmern sich
Die Ursachen sind vielfältig: Luftdruckschwankungen, elektromagnetische Felder (Sferics), Ionenkonzentration und Infraschall spielen eine Rolle. Sensible Menschen spüren den Föhn oft schon Stunden vor seinem Durchbruch.
Auswirkungen auf die Natur
Waldbrandgefahr
Föhn ist der Waldbrand-Katalysator. Die Kombination aus Wärme, Trockenheit und Wind schafft explosive Bedingungen. Die Luftfeuchtigkeit kann auf unter 10% fallen. Ein Funke genügt! Die großen Waldbrände in Kärnten waren fast immer föhnbedingt. Besonders gefährdet: Südhänge im Gail- und Drautal.
Schneeschmelze und Lawinen: Föhn kann innerhalb von Stunden meterhohen Schnee wegfressen. Die rapide Erwärmung destabilisiert die Schneedecke - Nassschneelawinen und Gleitschneelawinen sind die Folge. Paradoxerweise kann Föhn aber auch Triebschnee verfrachten und Schneebrettlawinen begünstigen.
Vegetation: Föhn beeinflusst die Pflanzenwelt massiv. Die Vegetationsperiode verlängert sich in Föhntälern um 2-4 Wochen. Empfindliche Obstblüten können bei Föhn im Frühjahr erfrieren (Verdunstungskälte). Die Baumgrenze liegt in Föhngebieten höher. Föhntäler sind oft steppenartig - siehe das Virgental in Osttirol.
Auswirkungen auf Infrastruktur und Verkehr
- Sturmschäden: Dächer werden abgedeckt, Bäume entwurzelt, Stromleitungen beschädigt
- Flugverkehr: Der Flughafen Klagenfurt muss bei starkem Föhn oft schließen
- Straßenverkehr: Windanfällige Fahrzeuge (LKW, Wohnwagen) können umkippen
- Bahnverkehr: Die Tauernbahn ist bei extremem Föhn gefährdet
- Energieproduktion: Windkraftanlagen müssen ab 90 km/h abgeschaltet werden
Lokale Föhn-Besonderheiten in Kärnten
Der Jauk - Kärntens Spezialföhn
Der Jauk ist ein lokaler Föhnwind, der vom Obdacher Sattel ins Lavanttal fällt. Er tritt meist nachts und in den frühen Morgenstunden auf. Der Name stammt vom slowenischen "jug" (Süden). Der Jauk ist weniger stürmisch als der klassische Föhn, bringt aber markante Erwärmung. Wolfsberg und Bad St. Leonhard sind die Jauk-Zentren.
Föhninseln und Föhnlöcher
Manche Orte in Kärnten erleben überproportional oft Föhn - sogenannte Föhninseln:
- Dellach im Drautal: Liegt perfekt in der Föhnschneise
- Oberdrauburg: Erste Station nach dem Gailbergsattel
- Kötschach-Mauthen: Direkt am Ausgang des Plöckenpasses
- St. Jakob im Rosental: Föhn vom Loiblpass
Föhnlöcher sind Bereiche, wo der Föhn besonders heftig durchbricht:
- Windloch bei Oberdrauburg: Düseneffekt verstärkt den Wind
- Mölltal-Enge bei Möllbrücke: Kanalisierung des Nordföhns
- Rosentaler Enge bei Ferlach: Trichtereffekt
Föhnprognose mit Tauernwetter
Die Vorhersage von Föhnereignissen ist komplex, aber dank hochauflösender Modelle und spezieller Tools auf Tauernwetter heute sehr präzise möglich.
Die wichtigsten Prognosemodelle für Föhn
ICON D2 (2 km Auflösung)
ICON D2 ist das Arbeitspferd der Föhnprognose. Mit 2km Auflösung erfasst es die Täler Kärntens gut. Die 4x tägliche Aktualisierung ermöglicht präzise Kurzfristprognosen. Föhndurchbrüche werden meist auf 1-2 Stunden genau getroffen. Die Windgeschwindigkeiten sind realistisch, in engen Tälern aber oft unterschätzt.
AROME (2.5 km Auflösung)
AROME wird alle 3 Stunden aktualisiert und ist damit hochaktuell. Das Modell wurde speziell für den Alpenraum entwickelt und zeigt Föhneffekte sehr realistisch. Die Temperaturprognose bei Föhn ist oft die beste aller Modelle. AROME erkennt auch schwache Föhnlagen zuverlässig.
CH UHD (1 km Auflösung)
Für Osttirol exzellent, da es die komplexe Topografie um die Hohen Tauern perfekt auflöst. Nordföhn in Lienz wird präzise erfasst. Für Kärnten ist es nur in den westlichen Landesteilen (Oberes Drautal, Mölltal) optimal nutzbar.
MOLOCH (2.2 km Auflösung)
Das italienische Modell ist Spezialist für Südföhn. Es erfasst die Strömung über die Karnischen Alpen und Karawanken hervorragend. Besonders für das Gailtal und Rosental erste Wahl. Läuft nur 1x täglich, daher für mittelfristige Planung.
Spezialtools auf Tauernwetter für Föhnprognose
Nowcasting bis 180 Minuten
Tauernwetter bietet ein einzigartiges Nowcasting-System, das Windspitzen bis zu 3 Stunden in die Zukunft prognostiziert. Basierend auf aktuellen Messdaten, Satellitenbildern und KI-Algorithmen werden Föhndurchbrüche oft präziser vorhergesagt als von klassischen Modellen. Ideal für kurzfristige Warnungen!
INCA Windspitzen-Archiv (144 Stunden)
Das INCA-System (Integrated Nowcasting through Comprehensive Analysis) der ZAMG bietet auf Tauernwetter ein 6-Tage-Archiv der Windspitzen. So können Sie nachvollziehen, wo und wann genau der Föhn durchgebrochen ist. Perfekt zur Verifikation der Modellprognosen und zum Lernen typischer Föhnmuster.
Live-Windkarte (10-Minuten-Updates)
Die Windspitzen-Live-Karte wird alle 10 Minuten aktualisiert und zeigt die aktuellen Windgeschwindigkeiten an allen Stationen. Föhndurchbrüche sind in Echtzeit verfolgbar. Die Farbcodierung (grün-gelb-orange-rot-violett) zeigt auf einen Blick, wo es gerade stürmt.
Föhn-Vorhersage interpretieren
Bei der Interpretation der Modelle sollten Sie auf folgende Parameter achten:
- Druckgradient: Je steiler, desto stärker der Föhn
- 850 hPa Temperatur: Über 10°C deutet auf Föhn hin
- Relative Feuchte: Unter 30% = sicheres Föhnzeichen
- Windrichtung: Süd bis Südwest für Südföhn, Nord bis Nordwest für Nordföhn
- Windgeschwindigkeit 700 hPa: Über 60 km/h = starker Föhn wahrscheinlich
- Taupunkt-Differenz: Über 20°C = eindeutiger Föhn
Historische Föhnereignisse in Kärnten
Einige Föhnereignisse haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt:
- 29. Oktober 2018: Orkan "Vaia" - Rekordföhn mit 147 km/h in Kötschach-Mauthen, massive Waldschäden
- 5. Dezember 2013: Orkan "Xaver" - Föhnsturm mit 135 km/h in Lienz
- 19. November 2004: Extremföhn - 28°C in Dellach im Drautal (Novemberrekord)
- 8. Februar 2015: Winterföhn - Von -10°C auf +18°C in 3 Stunden in Oberdrauburg
- 27. Dezember 1999: Orkan "Lothar" - Föhnorkan verwüstet Kärnten
Klimawandel und Föhn
Der Klimawandel beeinflusst auch die Föhnaktivität in Kärnten. Die Forschung zeigt interessante Trends:
- Häufigkeit: Leichte Zunahme der Föhntage, besonders im Herbst
- Intensität: Extremereignisse werden heftiger - die Top-Windgeschwindigkeiten steigen
- Saisonalität: Föhn tritt vermehrt in untypischen Monaten auf
- Temperaturen: Die Föhntemperaturen steigen überproportional - neue Rekorde werden häufiger
- Schneefressen: Der winterliche Föhn wird zum Problem für die Schneedecke in tiefen Lagen
Die Erwärmung des Mittelmeers liefert mehr Feuchtigkeit, was die Niederschläge auf der Luvseite verstärkt und damit auch den Föhneffekt intensiviert. Gleichzeitig verschieben sich die Zugbahnen der Tiefdruckgebiete polwärts, was die Föhnstatistik verändert.
Praktische Tipps für Föhntage
Für Föhnsensible:
- Viel trinken - die trockene Luft entzieht Feuchtigkeit
- Magnesium kann Kopfschmerzen lindern
- Anstrengungen meiden - der Kreislauf ist belastet
- Wichtige Entscheidungen verschieben
- Entspannungstechniken anwenden
Für Outdooraktivitäten:
- Föhntage eignen sich perfekt für Fotografie - unglaubliche Fernsicht!
- Vorsicht beim Bergsteigen - Sturmböen auf Graten
- Gleitschirmfliegen/Paragleiten vermeiden - extreme Turbulenzen
- Skitouren: Vorsicht vor Nassschneelawinen bei Föhneinbruch
- Radfahren: Seitenwind beachten, besonders auf Brücken
Für Hausbesitzer:
- Gartenmöbel und lose Gegenstände sichern
- Markisen einfahren
- Fahrzeuge nicht unter Bäumen parken
- Dachziegel kontrollieren (nach dem Föhn)
- Bei Waldbrandgefahr: Keine offenen Feuer!
Für Landwirte:
- Heu und Stroh sichern
- Gewächshäuser/Folientunnel extra verankern
- Bewässerung bei Föhndürre erhöhen
- Obstblüte: Frostberegnung bei Föhn im Frühjahr
- Vieh: Ausreichend Wasser bereitstellen
Föhnmythen und Wahrheiten
Mythos: "Föhn gibt es nur in den Alpen"
Wahrheit: Föhn tritt weltweit an Gebirgen auf - Chinook (Rocky Mountains), Santa Ana (Kalifornien), Zonda (Anden)
Mythos: "Bei Föhn steigt die Selbstmordrate"
Wahrheit: Statistisch nicht nachweisbar, aber Aggressivität und Unfälle nehmen zu
Mythos: "Föhn macht alle Menschen krank"
Wahrheit: Nur etwa 30% der Bevölkerung ist föhnsensibel
Mythos: "Föhn bringt immer Wärme"
Wahrheit: Im Winter kann Föhn auch Kälte bringen, wenn die Ausgangsluft sehr kalt war
Mythos: "Föhn kann man riechen"
Wahrheit: Teilweise richtig - die ionisierte Luft hat einen charakteristischen "elektrischen" Geruch
Fazit: Leben mit dem Föhn
Der Föhn ist ein faszinierendes Naturphänomen, das Kärnten und Osttirol prägt wie kaum ein anderes Wetterphänomen. Er bringt Wärme in kalten Wintern, spektakuläre Fernsicht und frühlingshafte Tage im Herbst. Gleichzeitig fordert er Respekt: Sturmschäden, Waldbrände und gesundheitliche Belastungen sind die Schattenseiten.
Dank moderner Vorhersagemodelle und Tools wie dem Nowcasting auf Tauernwetter sind Föhnereignisse heute gut prognostizierbar. Die hochauflösenden Modelle ICON D2, AROME und CH UHD erfassen die komplexen Strömungsverhältnisse in den Alpentälern immer besser. Die Live-Windkarte und das INCA-Archiv ermöglichen es, Föhndurchbrüche in Echtzeit zu verfolgen und aus vergangenen Ereignissen zu lernen.
Der Klimawandel wird den Föhn in Zukunft vermutlich verstärken - ein Grund mehr, dieses Phänomen zu verstehen und sich darauf einzustellen. Denn eines ist sicher: Der Föhn bleibt ein prägender Teil des Lebens in Kärnten und Osttirol.